Segelbenennung entmystifiziert
Oft herrscht bei der Benennung der unterschiedlichen Vorsegel Uneinigkeit und es kommt leicht zu Missverständnissen. Außerdem unterliegen die Ausdrücke einer umgangssprachlichen Veränderung. Hier ein Versuch der Entwirrung.


Maß der Überlappung: Vom Vorliek wird eine Linie im Winkel von 90° durch das Schothorn gezogen. Verglichen wird dieses Maß mit der Distanz zwischen Vorderkante Mast und Vorstag / Deck Durchstoß (J Maß). Die Länge des J Maß ist 100%.
Buchstaben / Zifferncodes Yachten mit weit überlappendne Vorsegeln:
- 1 / L: Light; Leichtwindsegel, z.B. von 0-6kn wahrem Wind (TWS - true wind speed); aus leichtem Tuch, größere Profiltiefe; 140 - 155% LP Maß (Überlappung)
- 1 / M: Medium: Mittleres Segel, zwischen L und H, gleiche größe aber schwerer und flacher als 1/l
- 1 / H: Heavy: gleiche Größe wie 1/l und 1/M, ausgelegt für die maximale Windgeschwindigkeit bei der die Yacht die maximale Genuagröße tragen kann.
- 2: 120 - 130% LP Maß (Überlappung)
- 3: Segel aus schwerem Tuch, wird bei Regattayachten durchaus bis 30kn wahrem Wind (TWS) gefahren. 100 - 110% LP Maß (Überlappung). Füllt das Vorsgegeldreieck komplett aus.
- 4, 5: eigentlich schon eine Fock, trotzdem bleibt oft die Bezeichnung Genua erhalten. Starkwindsegel, die die Windgeschwindigkeit zwischen Genua 3 und Sturmfock abdecken.
Buchstaben / Zifferncodes Yachten mit nicht überlappendne Vorsegeln:
Sind keine überlappenden Vorsegel vorgesehen oder erlaubt, wären alle Vorsegel nach der obigen Definition Genua 3. Da die obige Genua 3 für leichten Wind viel zu schwer wäre, wird für diese Segel oft nur die Definition Light / Medium / Heavy verwendet und die kleinen Segel bleiben 4 oder 5, wenn nur eines der beiden Starkwindsegel an Bord ist, dann ist das die Fock. Sturmfock bleibt Sturmfock.
Zu allem Überfluß hat sich die Bezeichnung "Solent" noch eingeschlichen, nicht sicher, dass es eine genaue Definition gibt. Auf jeden Fall ist es ein Vorsegel am Vorstag. Ich verwende den Ausdruck Solent, wenn nur dieses eine Vorsegel am Vorstag gesetzt wird und kleinere Vorsegel auf einem weiter innen angebrachten Stag gesetzt wird.
Spinnaker:
Grundsätzlich sind alle Segel, die vor dem Vorstag gesetzt werden einmal Spinnaker, auch wenn sie oft nicht so ganz aussehen, und auch nicht wirklich welche sind. Spinnaker können symmetrisch (um die Mittellinie) oder asymmetrisch sein. Die Grenze, daß ein Segel noch als Spinnaker gilt ist die Mittelbreite, d.h. die Verbindung zwischen halbiertem Vorliek und halbiertem Unterliek. Wenn dies Mittelbreite >75% des Unterlieks, dann ist es ein Spinnaker, wenn nicht (eventuell) eine Genua.
Benennung der Spinnaker:

Asymmetrische Spinnaker werden Gennaker genannt, diese können entweder frei fliegend oder an einem Rollstag (wir nennen das oft Kabel) gefahren werden.
Achtung bei Rollsegel: Wir unterscheiden, ob das Kabel im Segel eingearbeitet ist und somit ein gerades Vorstag für das Segel bietet oder ob das Kabel mit dem Segel nur am Kopf und Hals verbunden ist und ausschliesslich dem Setzen und Bergen dient.
Frei fliegende Gennaker bekommen den Buchstabencode A (für asymmetrischer Spinnaker) und Ziffern als Zusatz - gerade Zahlen für größere Windwinkel, ungerade Zahlen für spitzere Winkel.
A2: Asymmetrischer Gennaker um möglichst tiefe Kurse segeln zu können, maximale Größe, leichtes Tuch. Meist am Masttop gesetzt. Häufigestes Material: Nylon => siehe nachstehendes Bild.
- A4: wie A2 nur aus schwererm Tuch für mehr Wind.
- A6: kleiner und schweres Tuch. Meist knapp oberhalb des Vorstags gesetzt. Starkwindsegel, meist aus Nylon.
- A3: sehr flacher Gennaker für spitze Kurse im Windbereich A2 und A4. Am Masttop gesetzt.
- A5: wie A3 nur kleiner und wie A6 gesetzt.
- A1: Spezialsegel für sehr leichten Wind, kleiner, flacher und aus sehr leichtem Nylon gemacht.
Rollgennaker:
Nach dem Whitbread 93/94 hat sich für diese Segel die Beziechnung "Code" eingeführt, einfach nur aus einem Produktionsnamen für spezielle Segel des TokioTeams. Seither hat sich die Bezeichnung gehalten.

Code 3: das größte und am stärksten (tiefsten) profilierteste Segel das noch auf einer Rollanlage gefahren werden kann. Ein spezielles Segel von Elvstrom Sails ist der Furlstrom, ein perfektes, leicht zu handhabendes Segel auf Halbwind und spitzen Raumschotkursen. => siehe nachstehendes Bild.
Code 5: Rollgennaker der knapp über dem Vorstagspunkt angeschlagen wird.
Code 7: ungebräuchlich.
Code 9: kleiner Code 0 am unteren Spifall (meist knapp über dem Vorstag) gesetzt